Auch wenn es in diesem Blog hauptsächlich um E-Books und die Technik dahinter geht, und nicht so sehr um Bücher allgemein, dachte ich, dass es eine gute Idee wäre, hier hin und wieder Bücher vorzustellen, die ich selbst gelesen habe. In diesem ersten Artikel handelt es sich um Ansichten eines Clowns von Heinrich Böll.
Um den Faden zu E-Books nicht ganz zu verlieren, werde ich in diesen Artikeln auch Hinweise auf die Ersparnisse geben, die man mit dem Kauf eines E-Books erreichen kann. Denn der niedrigere Preis ist einer der Hauptvorteile von E-Books. Im Falle von Ansichten eines Clowns kostet das E-Book bei Amazon 9,99 EUR*, während das Taschenbuch 12,00 EUR und die gebundene Ausgabe 22,00 EUR kosten. Im Vergleich zum Taschenbuch liegt hier also ein Ersparnis von knapp 17% vor, während es beim Hardcover sogar fast 55% sind.
Ansichten eines Clowns als Abrechnung mit der Heuchelei der Nachkriegszeit
Der Roman ist in der Ich-Form und aus Sicht des Hauptprotagonisten Hans Schnier geschrieben. Hans Schnier ist von Beruf Clown – auch wenn er offiziell Komiker oder Pantomime genannt wurde – woher auch der Titel Ansichten eines Clowns kommt. Das Buch erschien erstmals im Jahre 1963 und die Handlung spielt etwas vor dieser Zeit, aber nach dem 2. Weltkrieg. Hans ist ein (meiner Meinung nach) sympathischer junger Mann, der zu Beginn der Handlung allerdings vom Glück verlassen wurde.
Seine zwischenzeitlich doch recht erfolgreiche Karriere auf der Bühne geht den Bach herunter, auch weil seine Beziehung zu seiner großen Liebe Marie zerbrochen ist. Hans ist ungläubig oder zumindest konfessionslos, während Marie gläubige Katholikin ist. Die beiden lebten einige Jahre lang unverheiratet zusammen und stritten sich darüber, auf welche Weise ihre zukünftigen Kinder erzogen werden sollten. Auch wenn Hans in diesem Punkt bereits nachgegeben hatte, verließ Marie ihn und heiratete stattdessen einen der führenden deutschen Katholiken, was für Hans ein zusätzlicher Tiefschlag ist.
Viel Ironie, Sarkasmus und Zynismus
Für jüngere Leser mag das vielleicht kaum vorstellbar sein, aber ein solcher Lebensstil war im Deutschland der Adenauer-Ära fast schon skandalös. Dass ein Paar „in wilder Ehe“ (unverheiratet) zusammenlebte, war nicht gerne gesehen. Wozu man dazu sagen muss, dass Hans und Marie schon auch in religiösen Kreisen akzeptiert waren und aufgenommen wurden. Trotzdem beschäftigen sich viele der Monologe Hans Schniers in Ansichten eines Clowns mit der Verlogenheit und Heuchelei seiner Mitmenschen.
Er beschreibt zum Beispiel einige Menschen aus seinem Umfeld (u.a. seine Mutter und einen seiner damaligen Lehrer), die noch bis 1945 stramme Nationalsozialisten waren und anschließend glänzende Karrieren machten und sich mehr oder weniger selbst als Widerstandskämpfer darstellten. Hans schreibt auch über seine Eltern, die stinkreich sind, aber auch extrem geizig. So kommt es, dass der Clown am Ende des Buches keinen Pfennig mehr hat, obwohl seine Eltern vielleicht die reichsten Menschen seiner Heimatstadt Bonn sind.
Deutsche Version von Der Fänger im Roggen?
Mich persönlich hat das Buch an Der Fänger im Roggen von J. D. Salinger erinnert. Hans ist zwar älter als der Protagonist des anderen Buches (Holden Caulfield) und es spielt in Deutschland und nicht in den USA. Aber der Erzählstil ist recht ähnlich. In beiden Büchern ist der Ich-Erzähler ein junger Mann, der Probleme mit dem Erwachsenwerden hat und die – seiner Meinung nach – verlogene Gesellschaft um sich herum in ironischer und oft zynischer Art und Weise beschreibt.
Ansichten eines Clowns ist aber auch zum Teil eine Liebesgeschichte, denn die Liebe zwischen Hans und Marie wird eindrücklich geschildert. Man merkt durchaus, dass es sich für den Ich-Erzähler um die Liebe seines Lebens handelte und er dieser stark hinterher trauert. Das Buch endet damit, wie Hans mit einer Gitarre vor dem Bonner Hauptbahnhof sitzt und (wieder ironische) Lieder singt, um zumindest ein paar Pfennige zu verdienen und wieder auf die Beine zu kommen, da er vom Rest der Familie keine Hilfe zu erwarten hat. Es handelt sich also nicht wirklich um ein Happy End und das Ende ist recht offen.
Insgesamt hat mir Ansichten eines Clowns sehr gut gefallen. Man sollte natürlich nicht alles für bare Münze nehmen. Heinrich Böll selbst hat gesagt, dass die Beschreibung der Gesellschaft überzeichnet war. Da Der Fänger im Roggen aber auch zu meinen Lieblingsbüchern gehört, fand ich den Erzählstil hier sehr ansprechend.
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